Dienstag, 26. Januar 2016

Löwen und die Strafe ...



Heute wird es sich entscheiden, ob ich eine weitere Nacht im Park bleibe oder ihn verlasse. Hängt natürlich vom Tagesverlauf, der zeitlichen Thematik und auch meiner Stimmung ab. Es sollte der Tag der Löwen werden. Bin um 5:30 Uhr aufgestanden, kurz alles entsprechend verstaut und um 5:45 Uhr los zum Morning Game Drive Richtung Norden. Ein wunderschöner Sonnenaufgang begrüßte mich um kurz nach 6 Uhr und ein einzelner Schabrackenschakal genoss dies sichtlich entspannt einige Meter von mir ebenso.





Natürlich fahre ich hier auch und gerade die Wasserstellen an. Auch wenn es zuletzt viel Wasser gegeben hat. Dennoch tummelt sich hier schon wieder einiges an Viehzeug wie Gnus, Oryx, Springböcke und Strauße. Aber wonach suche ich? Natürlich nach Raubtieren, zumal sich wiederholende Aussagen für viele Löwen im Norden in den letzten Tagen geworben haben.

Die ersten 3 Wasserstellen im Norden sind wirklich ein Hingucker. Nicht nur willenlos irgendwo eine Solarpumpanlage hingezimmert, sondern wirklich nett in die Umgebung arrangiert. Cubitje Quap scheint sehr beliebt bei den Kuhantilopen zu sein, aber keine Raubtiere.



Kwang zieht ganz offensichtlich die etwas scheueren Tiere, die gerne weit sehen wollen an, wie Oryx und Strauße.



Das gleiche gilt dann auch für Bedinkt.



Hier gab es immer wieder Löwensichtungen die letzten Tage, aber schon wieder nicht, als ich hier vorbeikam. Egal, habe mir dann vorgenommen, maximal bis Polentswa weiter Richtung Norden zu fahren und dann wieder umzudrehen. Nächste Wasserstelle auf meiner Route ist Langklaas. Nicht so schön und wird auch gerade umgebaut, sprich ein neues Loch gegraben. Hier noch klassischer Betrieb mit einem Windrad von Solar weit und breit nichts zu sehen. Hier gab es dann mal so gar kein Tier, also weiter.

Inzwischen war es kurz nach 7 Uhr. Jetzt war ich endlich mal dran. Hatte mich die Tage schon gefragt, hätte ich manche Tiere auch alleine gefunden? Vielleicht, aber es war halt immer schon einer vor mir da. Ich hatte mich auf meiner Nordroute einem lokalen Pärchen angeschlossen, das in kurzem Abstand vor mir hergefahren ist, 6 Augen sehen bekanntlich mehr als 2, aber hier haben sie wohl gepennt. Ich fuhr mit den vorgeschriebenen 50 km/h über die Sandpiste und nahm links im Augenwinkel etwas braun-gelbes wahr. Ansehen – ich auf die Bremse, Kamera eingeschaltet, draufgequatscht und rückwärts dorthin. Der Weg hat ungefähr die Breite der Länge meines Autos, hier zu wenden dauert also viel zu lange. Und da lag sie auf der kleinen Anhöhe neben dem Weg, meine Löwin. Denn in diesem Moment war sie nur für mich da. Ich hatte sie entdeckt, keine weiteren Autos weit und breit.



Sie lag auf der falschen Seite, der linken, Fahrerseite ist hier ja rechts, also machte ich schnell einige Aufnahmen quer durchs Auto, damit ich es nicht vermassele, falls sie doch abhaut. Aber sie war recht tiefenentspannt und döste einfach weiter. Ich wendete aufwändig den Wagen und kam so noch näher an sie ran. Zu schön ein so schönes, aber vermutlich auch gefährliches Tier, so nah beobachten zu dürfen.





Inzwischen ist meine prominente Position auf dem weißen Sandweg nicht unentdeckt geblieben und es gesellten sich weitere Fahrzeuge zu mir. Die allerdings wenig sehen konnten. Ich stand perfekt und von der anderen Seite war die Sicht auf sie durch Büsche versperrt. Wegfahren – nein – machen andere auch nicht – bleibt mein Moment. Irgendwann wurde es ihr dann doch zu viel und sie marschierte los. Direkt an meiner Fahrertür vorbei. Fenster war unten, Kamera lief. Bleibt alles im Auto, sprich nichts steht über, ist es aus meiner Sicht eher ungefährlich was ich hier mache, dennoch hatte ich die eine Hand am Zündschlüssel. Fensterheber funktionieren ja nur, wenn die Zündung an ist. Aber alles ruhig, sie marschierte seelenruhig an mir vorbei. Ich folgte ihr ein wenig auf dem Weg, das typische Bild, Löwe auf dem Weg und Autos überall.



Für mich sah es so aus, als wolle sie zur Wasserstelle Langklaas. Ich also dorthin und sie kam. Leider war dort nicht genügend Wasser, so zog sie an mir vorbei und weiter ins Feld. Danke für den wunderschönen Morgen mit „Dir“. Inzwischen war es 8 Uhr geworden und ich machte mich auf den Rückweg. Was sollte jetzt noch kommen in Richtung Polentswa? Also wieder die bekannten Wasserstellen anfahren, kurz schauen und weiter. Dann um kurz vor 9 Uhr, in etwa 10 km vor Cubitje Quap auf einer weiten Fläche wieder etwas im Augenwinkel, aber dieses Mal auf der Fahrerseite. 2 Löwenmännchen, die offensichtlich unmittelbar vorher ein Gnu gerissen hatten und einer versuchte es jetzt in den Schatten zu ziehen. Und wieder war ich ganz allein. Meine Szene, ich hatte die Chance auf die beste Position. Der Weg war auch hier leicht von Erhöhungen eingebettet und auf dem Weg der Kamera zum Objekt waren einige kleine Büsche, die mir etwas die klare Sicht verhagelten. Dennoch erste Aufnahmen zur Sicherheit und dann einfach mal hoch auf die Anhöhe, dann passt es. Und so geschah es auch. Ich machte einige tolle Aufnahmen, wie das eine Männchen sich schon vor meinem Auto im Schatten ausruhte, während sich das nach meiner Einschätzung jüngere Männchen sich mit dem Gnu abmühte.





Mein Afrika: Alles war so etwas von perfekt. Sie würden die Beute zu mir bringen, vielleicht sogar fressen, sich vor mir hinlegen, der Catch des Tages sein. Was kann man in so einem Moment absolut nicht gebrauchen? Einen übereifrigen Park-Ranger. Ja, ich stand auf der Anhöhe, aber ist das wirklich „Do not leave the main road!“? Wie auch immer, der Chef der 4-köpfigen Truppe, nennen wir ihn Phudu, sprach mich an und forderte mich auf, wieder auf den normalen Weg zu kommen, dem entsprach ich natürlich. Ich hielt neben ihm, brabbelte etwas von „sorry, will not do it again“, worauf er auch schon nach meinem Permit für den Park fragte. Hier muss man wissen, ohne dieses Papier kommt man nicht wieder raus. Ich zeigte es ihm und schon war es weg, gefolgt von den Worten: „Follow me, you get a fine!“. Heißt so viel, auf mich wartete jetzt eine Strafe, sprich eine Art Bußgeld, na super – weg von meiner Szene.

Ich folgte ihm brav, dachte mir weder etwas Böses, noch dass es zeitlich ein Thema werden würde. Als ich an der Stelle ankam, wo er gehalten hat, sah ich schon einiges an Papieren auf der Motorhaube vor ihm ausgebreitet. Mein Permit hatte er ja schon, jetzt brauchte er noch meinen Reisepass. Ich fragte freundlich an, welche Höhe von Bußgeld ich denn erwarten dürfe, darauf antwortete er: „I have no idea, I am looking for the reason“. Aha, er weiß noch gar nicht was er bestrafen möchte, will es aber unbedingt – genau mein Thema, also setzte ich nach. Keine gute Idee, irgendwie wurde er immer unfreundlicher. Als er den Grund gefunden hatte (Do not leave the road), zeigte er mir in der Tabelle die Stelle und auch welche Strafzahlung für diesen Verstoß dafür vorgesehen ist. Dort waren 2 Spalten, leider ohne Überschrift. Die eine zeigte 500 Rand, die andere 1.000 Rand. Ich muss nicht erwähnen, welche er für mich ausgesucht hatte, aber dies interessierte mich, also fragte ich nach.

Oh man, jetzt wurde er erst richtig sauer und schrie mich an. Ich hätte gar kein Recht dies einzusehen, dass mache er nur weil er ein Netter ist, etc. Ich versuchte mich erneut zu erklären, dass ich schon gerne verstehen möchte, warum ich in dieser Lotterie das Hauptlos gezogen habe, aber er wollte einfach nicht darauf eingehen. Er beendete die Diskussion mit 2 knappen Sätzen. „We have increased our fine and this is the reason, why you must pay 1.000 Rand“ – „And you must pay, otherwise you will not leave this country and you will go to jail“. Wow, für Falschparken bleibe ich im Land und muss ins Gefängnis – Hammer. Ich entschied einfach ruhig zu bleiben, meine sicherlich gerechte Strafe anzunehmen und auf den Abschluss seiner Formularausfüllrecherchearbeiten zu warten und mich dann freundlich vom Acker zu machen - Da hinten lagen ja noch meine Löwen, inzwischen vermutlich entspannt im Schatten. Warte ja schon gute 15 Minuten auf diese Wissenschaftsarbeit. Phudu hatte dieses Formular vermutlich noch nie ausgefüllt, er schaute immer wieder auf die Kopien der anderen Formulare dieses Blocks und beriet sich mit einem Kollegen.



Das Thema soll überhaupt nicht respektlos rüberkommen, wenn ich ein Vergehen begangen habe, dessen ich mir bis eben nicht bewusst war, weil Verlassen des Weges stellt sich für mich etwas anders da, dann zahle ich auch gerne dafür. Aber die Art und Weise, wie Phudu dies hier in einer ungeschickt arroganten Art abgezogen hat, ist schon sehr erschreckend. Er verabschiedete mich dann mit den Worten „I will call to Mata Mata and when you did not pay the fine, they will take care, that you will not leave this park. You must go back now to Nossob and you must pay in Nossob your fine, don’t wait until Mata Mata”. Hmm, wie will er denn anrufen? War ihm denn nicht klar, dass dieser Teil des Parks gar keine Cellphone-Abdeckung hat? Wie auch immer, als ich in Nossob ankam, meine Geschichte erzählte, auch auf einem Bild zeigte, welchen Verstoß ich begangen habe, bekamen sich die anderen Angestellten des Parks und ein weiterer Ranger gar nicht mehr ein vor Lachen. Message war deutlich, er hätte mich locker mit einer Verwarnung davon kommen lassen können. Egal, ich beglich meine offene Rechnung und weiter. Später in Mata Mata wurde ich natürlich nicht auf den Vorgang angesprochen …

Aber zurück zu den Löwen. Als ich dort ankam, war da noch ein weiterer Personenwagen, denen ich beim Warten auf meine Gefängniserklärung erzählt hatte, wo sie die Löwen finden können. Die machten sich dann aber schnell vom Acker und ich war alleine mit den beiden. Der Riss war nicht zu sehen und sie lagen gut 10 Meter getrennt jeweils unter einem Baum im Schatten. Ich genoss die Zeit, machte einige nette Aufnahmen, waren ja nur wenige Meter entfernt und setzte meine Rückfahrt fort.







An der Wasserstelle Cubitjet Quap war eine große Anzahl an Kuhantilopen auch mit einem Frischling. Kurzer Schuss und weiter nach Nossob. Rechnung begleichen, etwas tanken und weiter Richtung Mata Mata. Kurz vor Dikbaardskolk sah ich unter einem Busch auf der linken Seite die Oryx-Killerin von gestern liegen. Oryx war inzwischen etwas weniger geworden nur die beiden Kleinen konnte ich nicht entdecken. Egal, weiter zum Picknick-Platz und gefrühstückt. Dort traf ich auf 3 Deutsche, die natürlich gleich zur Löwin wollten, als ich davon berichtete, aber zuvor erzählten sie noch von Löwen in der Nähe von Mata Mata, die sie vor ca. 3 Stunden dort gesehen haben.

Die Querung verlief super. Tolle Piste und ein ewiges auf und ab wie durch ein kleines Gebirge. Auf dem Weg einige Oryx und Strauße und gute besuchte Wasserstellen. Auf dem Hauptweg nach Mata Mata angekommen, machte ich eine kurze Pause auf dem Aussichtspunkt Urikaruus zusammen mit einem Windhoek Lager und einigen Tucs, bevor ich gegen kurz nach 13 Uhr meinen Weg fortsetzte. Auf dem Weg einige Giraffen, Schakale, Strauße, Gnus und 2 Sekretäre bei einer Art von Bad.



Und dann tatsächlich, auf der Dertour, kurz hinter der Wasserstelle Dalkeith lagen die 4 Löwen unter einem Baum und hechelten bei 36 Grad um die Wette. 1 großes stattliches Männchen und 3 wunderschöne und gut gewachsene Weibchen. Ich verbrachte eine gute ¾ Stunde mit dem kleinen Rudel und machte mich dann auf den Weg, eine Dusche wäre jetzt schon sehr angenehm.









Ich kam kurz nach 15 Uhr in Mata Mata an. Hatte bereits entschieden noch eine Nacht hier zu bleiben. Kaufte diese sogleich im Office und suchte mir einen geeigneten und schattigen Stellplatz, den mit der Nummer 15. Einrichten, duschen, etwas bloggen und doch noch nochmal los zum Game Drive. War nicht schlau. Die Löwen waren noch unter dem Baum und mit ihnen alle fehlenden Autos der Campsite, in diesem Fall waren dies ca.6.



Kurzer Shot, weiter und zurück. Ein schönes Bild sind die Giraffen, wenn sie einen Hang herunterkommen, dies war mein finaler Tiermoment, bevor ich kurz vor 19 Uhr das Camp erreichte, leider nur in meinem Kopf festgehalten. Ich borgte mir von Hinka und Adrian deren große Gasflasche und einen Topf und kochte Nudeln. Parallel dazu machte ich ein Feuer zum Grillen, es sollte heute Chakalaka Butternut mit Champignons an Eland-Filet geben. Ich hatte noch genug, so gab ich den beiden etwas zum Probieren. Nach dem Essen sprachen wir noch sehr lange bis kurz vor 23 Uhr. Dann noch etwas chatten, ein Abschlussbier auf den tollen Tag und gegen Mitternacht ins Bett.



1 Kommentar:

  1. Das kennt man so ja nur aus dem Fernseher bei irgendwelchen Tierdokus. Supertoll, Danke

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