Donnerstag, 21. Januar 2016

Einsatz in Gochas

Der Tag sollte noch voller mit Themen und Terminen werden, als schon von Madaleen vorbereitet. Aber der Reihe nach. Hier ein Blick auf das Auto.



Nach bundesdeutschen Richtlinien perfekt an die Hecke gesetzt, so dass ich kaum an die Seitenklappen kam, ohne eine zusätzliche Dusche durch die Wasser getränkten Pflanzen zu erhaschen. Warum nur? So stand der Wagen komplett, nennen wir es mal suboptimal, wie schon beschrieben. Ich war der Einzige weit und breit. Ich hätte mich mitten auf den Weg stellen können oder auf den Rasen oder sonst wohin. Egal, ich lerne - beim nächsten Mal gibt es gleich Plan B. Bin dann gegen 7 Uhr rausgekrabbelt, Zeitplan war ja eng, erstes Meeting um 9:30 Uhr im Kindergarten. Also einfaches aber leckeres Frühstück auf der Terrasse meines Chalets eingenommen.



Isak kam wie geplant zur Begrüßung vorbei und ich kramte schnell Verbandsmaterial aus meinen mitgebrachten Erste-Hilfe-Set hervor. Er hatte sich eine Fleischwunde zugezogen und das was da um seinen Finger gewickelt war, sah aus wie ein Stück Küchenhandtuch, aber viel zu oft benutzt und entsprechend dreckig. Ich gab ihm alles Notwendige und er machte sich davon. Gegen 8:45 Uhr machte ich mich auf den Weg. Gochas, knapp 35 km entfernt, gute Sandpiste, wenn nur die immer wieder an der gleichen Stelle überraschend auftauchenden Wasserfahrbahnsperren nicht wären. Man kann die Strecke aber gut in knapp 20 Minuten machen. Ich ließ mir Zeit, hatte sie ja heute und kam gegen 9:15 Uhr im Ort an. Kurzer erster Blick auf den Ort für den 2. Termin, die andere Schule, war aber nur knapp 300 Meter hinter dem Kindergarten, also kein Thema.

Neue Zeitrechnung. Leesma hatte mich für 2 Stunden "angefragt", nach gut 30 Minuten war aber alles schon vorbei - aber da steckte eine andere Idee dahinter. Aber der Reihe nach. Leesma hatte sich wieder herausgeputzt, ist nicht respektlos gemeint und hat wieder einen kleinen Ablauf für mich vorbereitet. Auch viele Eltern der Kleinen waren wieder mit von der Partie. Ich bekam noch mit, wie die Zwerge, durch die Mitbringsel, ein sehr reichhaltiges Frühstück in ihre kleinen Bäuche versenken konnten. Und zum Abschluss gab es für jeden ein Stück Apfelsine





Der Ablauf in aller Kürze. Kurze Vorstellung meiner Person in die Runde, weil viele neue Mütter dabei waren, die ihre Kinder jetzt erst in den Kindergarten gebracht haben. Verschiedene kurze Reden von Leesma, Letwina und stellvertretend für alle anderen Mütter, eine Mutter aus der Runde. Verschiedene Lieder und Gebete und ein vorbereitetes Danke-Papier, mit den Namen der letzten Spender. Weitere Informationen dazu später auf meiner Homepage www.hefap.de. Ein kleiner Wermutstropfen, die kleinsten unter den Neueinsteigern kamen mit meinem puscheligen Windschutz auf dem Mikrofon der Kamera nicht klar und begannen mit Eintreten meiner Person bitterlich an zu weinen.





Ich habe mich bei allen für den lieben Empfang bedankt, hatte aber auch noch etwas auf dem Zettel. Leesma hatte sich Ölfarbe zum Streichen der Tische gewünscht. Die hatte ich ja sehr aufwändig bei Neo Paints in Windhoek besorgt und jetzt endlich auch die Übergabe.



Leider fiel mir zu spät auf, dass ich gar nichts zum Vorbereiten der Tische, wie z.B. Schleifpapier, mitgebracht habe. Aber, die leicht eher orange Farbe anstelle von rot gefiel leider nicht so, daher kümmert sich jetzt Madaleen um ein richtiges rot und um Schleifmittel - wird ... Ein sehr netter Eindruck dann noch die Kinder auf einem der neuen Teppiche.



Nach ca. 30 Minuten war der Zauber bereits vorbei, aber es gab eine weitere Agenda. Leesma hatte 2 Erzieherinnen vom Kindergarten von der anderen Seite der C15 eingeladen, um diese mit mir in einem Gespräch zusammenzubringen. Wir hatten eine kurze Unterhaltung, bei der mir die noch schlechteren Umstände des anderen Kindergartens erklärt wurden. Ich möge mir dies gerne einmal ansehen und man würde sich sehr freuen, wenn ich auch hier helfen würde. Wir haben dann einen Termin für den nächsten Tag so gegen 10 Uhr für einen Besuch ausgemacht.

Aber damit noch nicht vorbei. Als ich ca. 9:15 Uhr beim Kindergarten eintraf, wurde ich von einem August begrüßt, konnte allerdings nicht herausfinden, was er mit dem Kindergarten zu schaffen hat. Dies sollte sich jetzt, für mich sehr überraschend, im nächsten Treffen mit einer Gruppe von ca. 6-7 Personen herausstellen. August ist der Sprecher dieser Gruppe. Die Gruppe hat sich im Ort Gochas gefunden und versucht den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von ca. 16 – 26 Jahren zu helfen, mit ihrer Lebenssituation besser umzugehen. Projekttitel hier lautet „YASI“ – Youth Against Social Ills. Generell fand ich die Idee sehr gut, weil genau auch dieser Kreis gefördert werden muss, nur wurde mir überhaupt nicht klar, wie, womit und was hier erreicht werden soll. So bat ich die Gruppe sich bis zu einem Treffen am nächsten Tag Gedanken zu machen und mir dann einen groben Plan vorzustellen. Dieser Vorschlag wurde angenommen und wir verabredeten uns grob für Freitag gegen 11 Uhr.

Das nächste Treffen auf meiner Agenda sah die andere Primary School „N Mutschuana“ vor. Pünktlich um 11:30 Uhr traf ich dort ein und wurde von meinem Kontakt, der Schuldirektorin mit dem eindrucksvollen Namen Theo Paulina Goliath (im englischen gesprochen: Goleies), empfangen. Wir sprachen über ihre Ideen für Projekte in ihrer Schule und wie ich dabei behilflich sein könnte. Ich übergab ihr 2 Notebooks und 1 SmartPhone als eine Art Start für eine Zusammenarbeit. Wir tauschten unsere Nummern für einen nachhaltigen Kontakt über WhatsApp aus und ich verabschiedete mich um kurz nach 13 Uhr.





Nun kam es dann endlich zu einem meiner Wünsche. Ich hatte Madaleen darum gebeten, das Wiegen des durch die Kinder gesammelten Mülls und auch das Eintauschen der dafür erhaltenen Punkte gegen Artikel aller Art, in den Zeitraum meiner Anwesenheit zu legen. Um 13 Uhr war für heute das Wiegen angesetzt. Da ich so viel Obst mitgebracht habe, wollten wir den Kindern eine kleine Freude bereiten, in dem jeder, der Müll zum Wiegen bringt, dafür zusätzlich ein Stück Melone erhält. Also bereiteten wir die Melonen vor. Eine der Wasser-Melonen war von innen nicht rot, wie normalerweise, sondern gelb.



Wir probierten ein Stück. Schmeckte auch, aber nicht so süß und fruchtig wie die roten, aber zumindest interessant. Wir rätselten was wohl die Kinder dazu sagen würden und entschieden uns, die Melone auch aufzuschneiden und mit auszugeben. Ich hatte angeboten, diese in meinem Auto zwischenzulagern, damit die Sonne sie nicht während der Prozedur langsam vernichtet. Und so geschah es dann auch.



Die Wiege-Aktion und die Melonenausgabe war ein voller Erfolg. Insgesamt gaben dieses Mal 23 Kinder Mülltüten ab. Ich meine der Rekord von einem Kind lag bei über 100 kg.





Da nie vorher klar ist, wie viele Kinder kommen werden, haben wir einige Melonen aufgeschnitten und am Ende der offiziellen Veranstaltung war noch sehr viel übrig. Somit konnten sich die Sammler erneut bedienen und danach alle anderen Kinder, die noch in der Nähe waren oder schnell herbeigerufen wurden. Ein zu schöner Anblick, wie diesen Kindern nur mit einem kleinen Stück Wasser-Melone ein Lächeln ins Gesicht gezaubert werden kann …



Alle Daten der Kinder und der Gewichte wurden penibel auf Zetteln vermerkt, damit für die Ausgabe der Artikel, am nächsten Tag, alles entsprechend vorbereitet ist. Inzwischen ist dieser Vorgang eingespielt. Die Müllabfuhr bekommt die Information, wann das Wiegen stattfindet und holt nur kurze Zeit später den Müll dort ab. Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren zufrieden zurück zur Kirche. Ich übergab Madaleen weitere Mitbringsel und wir sprachen den Ablauf für den nächsten Tag kurz durch. Gegen 16:45 Uhr verabschiedete ich mich Richtung Campsite.

Eine knappe halbe Stunde später traf ich auf Tranendal erneut auf Isak. Sein Finger sah schon deutlich besser aus, zumindest war das Küchenhandtuch durch ein ordentliches Pflaster ersetzt. Nach kurzer Abstimmung entschied ich mich für die Düne und fuhr los. Gegen 17:30 Uhr kam ich dort bei bestem Wetter an. Ich richtete mich schnell ein.





Ich ließ mir viel Zeit, endlich mal nettes Wetter – dies sollte sich natürlich noch rächen. Rauf auf die Aussichtsplattform, Amarula ins Glas und einfach den Rest des Tages hier in aller Stille und Friedlichkeit genießen.



Irgendwann begann ich dann die Kohlen vorzubereiten, heute stand ja wieder mal Grillen auf dem Plan. Langsam aber doch sehr sicher zog sich über mir wieder alles zusammen. Sonne längst weg. Das helle Blau musste einem nicht so attraktiven weichen und es donnerte und blitzte um mich herum. Es sah aber lange danach aus, als würde ich genau in einer Schneise sitzen und alles irgendwie an mir vorüberziehen. Zur Sicherheit habe ich aber alles schon mal ins Auto geräumt, was für mein Dinner nicht unbedingt notwendig war. Um 19:10 Uhr aß ich das erste Stück Fleisch.



Jetzt ging alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten über mir alles dicht, dunkel und der Regen prasselte herab. Restliches Fleisch schnell auf dem Fahrersitz platziert. Das fertige Stück auf den Teller und ab nach hinten in den Wagen. Um 19:20 Uhr aß ich das zweite Stück Springbock mit Nudelsalat im Auto. Dazu natürlich ein leckeres Windhoek Lager. Gemütlich ist anders, aber für die Umstände schon ok.



Um kurz nach 20 Uhr war der Spuk für heute vorbei. War nicht so heftig wie in der letzten Nacht, aber dennoch auch durchgängig, so dass ich den Wagen wieder nicht verlassen konnte. Kein weiteres Bier … Ich räumte das andere Fleisch in den Kühlschrank, genieß noch ein wenig die Stille und als es dann wieder leicht anfing zu nieseln, bin ich ins Bett …

1 Kommentar:

  1. Danke für die Infos und die vielen, vielen Bilder. Ich hoffe es ist alles OK. Letzter Blog ist schon eine Woche her...

    AntwortenLöschen