Dienstag, 10. März 2020

Ein sehr schöner und erfolgreicher Projekt-Tag in Gochas - viel besser als erhofft.

Eine gute, wenn auch teilweise unruhige Nacht auf der Red Dune findet um kurz nach 6 ein schnelles Ende. Aufstehen, duschen, frühstücken und los, will ja meine erste Stunde nicht versäumen.



Ich bin pünktlich, nur leider nicht die Lehrerin für meine geplante erste Stunde, sie hat sich für heute krank gemeldet. Somit wird das Management Meeting einfach etwas verlängert. War sehr gut, konnte meine Anliegen, Ideen, Wünsche und Kurskorrekturen, wie ich ab sofort nur noch unterstützen werde, offensichtlich sehr nachhaltig übermitteln. Danach lasse ich mir die ältesten von mir gespendeten Computer bringen und schaue sie mir an.


Alles soweit in Ordnung, bin positiv überrascht in welchem guten Zustand die Teile nach einigen Jahren noch sind. Kann man mit Arbeiten, nicht die aller schnellsten, dennoch ausreichend zum Lernen, etc. Dann endlich meine erste richtige Schulstunde seit Jahrzehnten - uuuups. Grade 4 - Englisch.



Hat mir sehr gut gefallen, viel besser als erhofft. Sprechen und verstehen geht recht gut, nur schreiben und lesen ist ein Thema - dies zieht sich durch alle Stufen. Danach habe ich einen Austausch mit der "Live Skills" Lehrerin. Sehr interessant, weil hier doch schon viel mehr Themen angegangen werden, als ich bisher gehört oder gehofft hatte. Unter anderem werden die Kleinen an das Thema Pubertät herangeführt und schon ab Grade 4 gibt es eine langsame Einstimmung auf das spätere Berufsleben, nur ganz anders als bei uns - dazu später mehr.




Für mich völlig überraschend steht hier tatsächlich auch das Thema "Pubertät" auf dem Lehrplan. Dies ist normalerweise ein Thema, welches hier nicht so gerne angegangen wird, um so mehr freut es mich, diesen Bann nicht komplett brechen zu müssen. Wobei es hier sicherlich massive Unterschiede bei den verschiedenen Tribes gibt - auch dazu später mehr. Ich bekomme viele Informationen was und wie sie es macht und kommentiere diese mit etwas anderen Ideen - auch dazu später mehr.

Dann habe ich eine kurze Mittagspause. Ziehe mich zum etwas Relaxen bei Madaleen zurück. Wir waren für 12 Uhr verabredet, ich bin etwas zu spät und die beiden haben schon mit dem Lunch gestartet, ich stoße dazu und bekomme noch einen Anteil. Ich informiere die beiden über den bisher positiven Verlauf des Tages.

Das nächste Treffen ist für 14 Uhr anberaumt. Ich treffe auf die beiden Leader des hiesigen Girls Clubs. Es war mit Maria so besprochen, dass sie die beiden schon vorab informieren wollte, dies ist leider so nicht erfolgt. Mach nichts, so kann ich meine Version viel besser und nachhaltiger offerieren. Hier geht es nun ums Ganze, die Etablierung der "waschbaren Binden". Die beiden sind schnell Feuer und Flamme, aber nur, weil ich dank Nadine und Kerstin viele Muster mithabe, die ich übergeben und für ein Trial zur Verfügung stellen kann.


Das Meeting startete dank Verspätung der beiden Damen gute 25 Minuten später, dennoch ist es mir gelungen in gut 30 Minuten, die beiden so intensiv mit dem Thema zu infizieren, dass es für den anstehenden Girls Club, um 15 Uhr, sofort auf die Tagesordnung gebracht wurde - geht doch. Es wurde super gut und intensiv erklärt, wie diese Binden anzuwenden sind und es wurde ebenso interessiert von den "kleinen Mädchen" angenommen.







Wow - dies habe ich mir so in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Natürlich war ich gut vorbereitet, habe mich in dieses Thema intensiv reingearbeitet und hatte auf vielen Fragen und Themen bestimmt gute Antworten, aber das das hier so abgeht, ist der Hammer. Ich bin mir absolut sicher, hätte ich dies nur in der Theorie vorgetragen und sie aufgefordert, nun macht mal und produziert solche Teile, es wäre vermutlich nichts passiert.

Nur dank Kerstin hatte ich so viele Muster zum Zeigen und später zum Ausprobieren mit, dass die Leader so intensiv darauf angesprungen sind. Da hat sich einer Gedanken gemacht, bringt Muster mit, nimmt den weiten Weg auf sich, um uns zu helfen - so wurde es mir später auch mitgeteilt - da konnten sie nicht anders. Die Leader verkündeten weitere für mich sehr wichtige Dinge. Zum Einen wurde ein großer Koffer voll mit Einwegbinden gezeigt und dazu gesagt, wenn der aufgebraucht ist, wird es keine Neuen geben, also müssen wir bis dahin unsere "reusable sanitary pads" produziert haben - Hammer.

Und dann die Aufforderung, nehmt diese Binden, wascht sie zuhause und hängt sie in der Sonne zum Trocknen auf. Egal was die Eltern oder die Nachbarn sagen, dies ist unser Weg, dies ist der einzige Weg für uns - macht es einfach. Auf meiner Frage an sie nach der Session, ob sie wirklich daran glaubt, dies so in der Community hinzubekommen, war ihre Antwort eindeutig: "I want to break them". Damit ist gemeint, dass das Thema Menstruation und alles was damit zu tun hat, hier am liebsten unter den Teppich gekehrt wird und sie ist mehr als bereit, dies zu ändern - wow - viel mehr geht einfach nicht.

Selten war ich in Afrika oder überhaupt so befreit, euphorisch und motiviert weiter zu machen, wie nach diesen heutigen Treffen. Einfach nur schön, wenn die intensive Vorarbeit und die Umsetzung auf so viel "Gegenliebe" stößt. Und dann noch die finale Aussage von einer der Leaderin, sie will so schnell wie möglich mit der Produktion der Binden beginnen. Es gibt Nähmaschinen an der Schule, die dafür genutzt werden sollen.


Schön, dass ich so etwas noch erleben darf. Total geflashed trete ich nach dem Girls Club gegen 16 Uhr meine "Heimreise" zu meiner Düne an. Ich treffe mich kurz mit Isaak, bezahle die offene Rechnung, spreche noch eine Weile mit ihm und kehre dann auf die Düne zurück, die ich dann gehen 17:15 Uhr erreiche. Hier einige Eindrücke.






Endlich duschen und dann vorbereiten auf den Sundowner. Heute bleibt auch die Küche kalt. Reste von gestern, Springbock mit Kartoffelsalat.












Nach einem für mich tollen und erfolgreichen Tag lege ich mich entspannt und sehr zufrieden gegen 21 Uhr in mein Bettchen und schlafe auch zügig ein. Nur der Wind will diesen schönen Tag nicht ganz so entspannt ausgleiten lassen. Massiver Wind kommt nach 23 Uhr auf und bläst heftig gegen das Fahrzeug, so dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Okay, also Ohrenstöpsel rein und weiter ...

Tageskilometer: 81
Höchsttemperatur: 34 Grad

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