Sonntag, 10. Januar 2016

Auf nach Botswana

Wieder keine gute Nacht, egal. Bin um 7 Uhr aufgestanden. Sachen gepackt und runter zum Frühstück. Ausschecken und bezahlen, dabei habe ich dann noch freundlich gefragt, ob ich den Wassertank im Auto irgendwie auffüllen kann und ob ich etwas von dem Rauchfleisch auf die anstrengende Reise mitnehmen könnte. Wasser auftanken über eine Gieskanne, weil kein Schlauch verfügbar war, klappte aber dennoch nach mehreren Vorgängen. Ca. 40 Liter Wassertank, Kanne ca. 5 Liter, passt. Fleisch wurde mir auch eingepackt, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Bin pünktlich wie geplant um 9 Uhr gestartet. Zuerst zur Bank und dann auftanken. Aber nix 9,77 N$, volle 10,10 N$, also ca. 60 Euro-Cent - Hammer für einen Liter Diesel 50 ppm. Keine besonders aufregende Fahrt, Kilometer machen ist angesagt, nur die vielen Gürteltiere rechts und links der Straße fallen ins Auge.

Grenze Namibia / Botswana ist um kurz nach 13 Uhr erreicht. Namibia klappte ganz schnell, ich hatte das Riesenformluar natürlich schon am Vortag vorbereitet. Nur als ich wieder beim Auto war, wollte ich auf der linken Seite einsteigen. Als ich meinen Fehler bemerkt hatte, habe ich mich schnell umgedreht, um auf die Fahrerseite einzulenken und habe dabei offensichlich, eine über Eck komisch schräg stehende Bordsteinkante übersehen. Meine Beschleunigung nach vorne war für einen alten Mann schier unglaublich. Ich wurde immer schneller und schneller, konnte mich aber einfach nicht aufrichten oder abfangen. Zuerst flog das Handy, dann mein Notizbuch, meine Bauchtasche, die Zettel und der Stift. Einzig meine Brille habe ich retten können. Ich denke für Außenstehende muss es ungefähr so ausgesehen haben, als wenn jemand langsam im Wasser untergeht, aber sein Hand noch oben herausgestreckt, etwas retten will. Es war wie ein Reflex, weil ohne Brille ...

Mal abgesehen von den vielen Schürfwunden am rechten Fuß, den ich offensichtlich als Bremse genutzt habe und der kleinen Stelle am Ellenbogen, ist dieser Flug den Umständen entsprechend sehr glimpflich ausgegangen. Nach diesem etwas überraschenden Abflug habe ich mich dann, mit Pflastern sinnlos beklebt, in die botswanische Kontrollstelle geschleppt. Wie konnte ich davon ausgehen, dass einfache Pflaster auf einer offenen und blutenden Wunde, bei 38 Grad und leicht erhitzter, sprich angeschwitzter Haut halten würden? Sie taten es mit Mühe, es sah aber einfach nur ungeschickt geflickt aus. Nach nur 30 Minuten waren alle Grenzformalitäten abgewickelt, sonntags ist hier wohl noch weniger los als sonst.

Inzwischen hat das freundliche Thermometer die 38 Grad-Marke mühelos erklommen und ich setze meine Kilometerschlacht fort. Direkt nach dem Grenzposten Buitepos kommt auf der botswanischen Seite der kleine Ort Charles Hill, der irgendwie nur aus der Engen-Tankstelle besteht. Hier wollte ich schnell ein leckeres Magnum "Death by Chocolate" rausholen. Aber außer 2-3 völlig allein gelassener Fruchteisstangen, war die riesige Truhe einfach nur leer. Der angepriesene Quick-Shop war wohl auch nur die Tankstelle, also auch nix mit einem Shake - also durstig weiter. Ziel für heute ist Ghanzi, erste größere Ortschaft nach der Grenze, ca. 200 km entfernt.

Der Shoprite hatte noch geöffnet, also rein und mein Glück versuchen. Und tatsächlich da lag doch tatsächlich noch ein verträumtes Stück Beef Filet in der Auslage - Meins. Eis hier auch Fehlanzeige, sah aus und fühlte sich alles nach mehrfach aufgetaut und gefroren an. Also Familienbecher her und ab in den Eisschrank, wofür habe ich den auf -18 Grad runtergekühlt? Mein Schlafplatz für die Nacht fiel auf die Campsite der Tautona Lodge, gleich hinter Ghanzi. Dort angekommen, kurz nach 16 Uhr, wurde ich freundlich empfangen und in den Platz eingewiesen. Es seien 2 weitere Deutsche auf der Campsite und wir sollten uns arrangieren, wer wo steht. Einfach den Schildern Richtung Campsite nachfahren, sind ca. 500 Meter, hörte ich ihn noch sagen, als ich startete. Passte mit den 500 Metern bis zum Camp, allerdings mal 6. Nicht so wichtig, bin ja angekommen. Habe mir dann einen netten Platz mit Strom in der Nähe vom Ablution Block ausgesucht und aufgebaut.



Da ich hier alleine war, die beiden Deutschen sollten erst kurz vor 21 Uhr nach "Hause" kommen, habe ich mir gegen 20 Uhr mein Filet gebraten und dazu eine Dose Chakalaka in den Topf gehauen. Beides äußerst lecker, vor allem mal wieder ganz tolles Fleisch. Gegen 21 Uhr wollte ich dann langsam ins Dachzelt krabbeln. Dieser Versuch wurde aber massiv beschleunigt, da das Gewitter, was bisher nur in weiter Entfernung zu hören war, jetzt plötzlich über der Campsite stand. Das war nicht nur Geblitze, sondern innerhalb von Minuten schüttete es wie aus Kübeln. Strom abgezogen und verstaut und alles ins Auto, keine Ahnung wie lange das andauern wird. War schön im Dachzelt des Bushcampers, als der Regen auf das Metalldach prasselte. Alles schön dicht, kein Wassereintritt - geht. Nach max. 30 Minuten war alles vorbei. Strom wieder angestöpselt und ab ins Bett ...

Mein Afrika: Gegen 18 Uhr kam ein Fahrzeug mit Security-Menschen angefahren und einer stieg vom Truck herab und wannte sich mir zu. Nennen wir ihn Sunday. Sunday kam und ich sprach ihn auf seinen Job an und erwähnte dann 2 Dinge, die mir hier nicht so gefallen würden und ob er dies dann bei der Rezeption abladen könne. Ich redete auf ihn ein und erzählte etwas von dem Wassertank der permanent tropfte und dem Stromanschluss der ersten Campsite, der durchtrennt war. Als ich mit meinem Monolog fertig war, antwortete Sunday mit den Worten: "Yes, thank you".
Kurz vor dem großen Regen, ca. 20:45 Uhr traf ich Sunday erneut, er saß im großen Braai-Bereich und hatte sich seine Wasserflasche kunstvoll angerichtet. Ich wollte von ihm wissen, ob er glaubte, ob das heftige Gewitter uns auch bald erreichen würde oder ob es an uns vorbeiziehen wird? Ich sagte zu ihm, es sieht doch eher so aus, als wenn es schon vorbei wäre und dementsprechend schon zu abgeschwächt sei und wir uns von daher keine Gedanken machen müssen, oder? Auf meine Frage an ihn, was er dazu denkt, antwortete er: "Yes, Thank You"

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