Freitag, 13. März 2020

Mein vorerst letzter Tag in Gochas und auf in Richtung KTP


Wieder eine sehr nette, ruhige und unspektakuläre Nacht in den Felsen Adlerhorst. Ich stehe um 6:30 Uhr auf, verpacke schnell alles, duschen und keine 30 Minuten später, mache ich mich auf den Weg nach Gochas. Mein vorerst letzter Tag hier, dann ziehe ich weiter.







Um 7:20 Uhr treffe ich bei Madaleen ein. Kurzer Austausch auf ihrem Weg zum Kindergarten für eine Klärung der Situation. Ich bereite noch einige Dinge vor und fahre dann zu meinem Termin in der Schule. Es steht ein weiterer Austausch mit Ms. Higwom, der Live Skills Lehrerin an.

Wir tauschen uns eine gute Stunde aus und sind beide danach um einiges an Informationen reicher. Ich, weil sie mir zu Beginn mitteilte, dass sie schon beim Polizisten, einem Farmer und bei einer Krankenschwester nachgefragt hat, ob diese Personen ihren Job vor der Klasse präsentieren können. Super, direkt in die Umsetzung. Sie bedankt sich mit den Worten, dass sie wohl diese "Eye-Opener" brauchte und über viele Dinge nun ganz anders nachdenken würde. Sie schaue nun viel besser über den allseits bekannten Tellerrand und findet dies super hilfreich - sie will den Unterschied machen.

Auch hat sie sich überlegt, nicht mehr nur ihre persönlichen Geschichten über das Leben zum Besten zu geben, sie will jetzt erfahrene Menschen aus dem Ort einladen, damit auch sie ihre Geschichten erzählen - wow, geht doch wirklich. Manchmal ist es einfach gut zu zu hören, unsere Erfahrungen einzubringen und diese in den Ring zu werfen. Mehr habe ich gar nicht gemacht und ernte schnelle Erfolge - dies gefällt. Ich gebe ihr noch weitere Ideen mit auf den Weg, wie wir auch digital etwas verändern können und wie ich dabei helfen kann.

Ich fahre zuerst zum Tanken und dann zurück zu Madaleen um mir ein Update zum Kindergarten zu holen. "Gott sei dank" alles wie häufig gar nicht so schlimm. Die Leiterin hatte sich zuletzt mit ihren Aufgaben etwas übernommen und in Phasen, wo manchmal nur eine Lehrerin vor Ort ist, ist es dann auch schwer, noch das Mittagessen zuzubereiten. Daher gab es zuletzt nur eine sehr nahrhafte Mahlzeit zum Frühstück für die Kleinen. Dies wird ab sofort wieder geändert, einfache Idee, die Eltern bringen sich mit ein und übernehmen das Kochen - sehr gute Lösung. Also für mich alles wieder gut, somit weiter im Text.

Englisch ist ein Riesenthema in Namibia und zwar ein sehr negatives. Daher möchte ich so früh wie möglich damit anfangen, die Kinder beim Erlernen der Sprache zu unterstützen. Und wie und wann lernen Kinder am besten, zwischen 2 und 7 Jahren und vor dem Fernseher - einfach durch zu schauen und zu hören. Also fiel die Entscheidung schnell, den mitgebrachten Projektor nicht der Secondary School zur Verfügung zu stellen, sondern dem Kindergarten.


Ich hatte darum gebeten, einen hellen Stoff mitzubringen, damit wir eine zunächst provisorische Leinwand basteln können, da die Wände alle bemalt sind. Ist nicht perfekt, aber für den Zweck ausreichend. Ich baue alles auf, mache einen Testbetrieb und bin begeistert vom Ergebnis.

Wie geplant starten wir um Punkt 11 Uhr. Lisma erklärt den Kindern was jetzt kommt, dass Computer und Projektor nicht angefasst werden sollen und eine Art Heiliger Gral drumherum noch aufgebaut wird - meine Idee, um das Zeug zu schützen. Wir starten mit dem ersten Video - das Alphabet. Nacharbeiten an der Wand und dann geht es auch schon los.







Wir haben im Kindergarten Kinder im Alter von 2 - 5, aufgeteilt in 2 Klassen, 2 + 3  und 4 + 5. Auffällig war, dass die Älteren sehr aufmerksam alles verfolgt und sich auch darauf konzentriert haben. Die ganz Kleinen waren nach kurzer Zeit eher mit sich selbst beschäftigt oder mit anderen. War fast zu erwarten, dennoch ein guter, vielleicht sogar großer Erfolg, keiner hat geschrien oder ist weggelaufen - sollte also klappen.

Bemerkenswert danach war auch, dass Lisma zu mir kam, den Aufgabenzettel von gestern in der Hand hielt und bemerkte, dass die Aufgabe vielleicht leichter wäre, wenn zu den Tieren noch eine Zahl hinzugefügt würde. Dies hat sie sich im Video angeschaut. Dort ist immer ein Großbuchstabe, ein Kleinbuchstabe, ein Wort und ein Bild, also viele Hinwiese zu einem Thema. Dies hat sie zum Anlass genommen, die Aufgabe anzupassen - finde ich super. Auch haben die beiden gesagt, dieses Alphabet-Video würde auch ihnen helfen, weil dort Worte vorkommen, die nicht so bekannt sind. Also ein guter Erfolg mit diesem ersten Video.

Zum Abschluss gibt es wieder einmal Wassermelone. Herrlich wie sie alle brav warten, bis sie ein Stück bekommen. Es dann genüsslich verspeisen und ein weiteres erhalten. Die Geräusche dabei sind zuuuuuuuuuuuuuuuu schön - ich nenne es mal ein zufriedenes und leicht zu ertragendes  Kinderschmatzen.












Die Kinder verabschieden sich zufrieden und ich starte mein Training für die beiden Teacher. Wie schließt man den Projektor an den Computer an, welches Kabel und wohin zu stecken. Wie startet man die Videos, wie den Ton, die Sprache, die Untertitel und am Ende, was ist beim Abschalten zu berücksichtigen. Wie stelle ich die Entfernung zur Wand ein und wie bekomme ich das verdammte Bild auch mal scharf. Hat soweit geklappt, bis man merkte, dass HDMI-Kabel passt einfach beim analogen Anschluss nicht. Wird mit der Zeit und ich fertige noch eine kurze Doku an.

Kurz vor 13 Uhr sind wir soweit durch, ich verabschiede mich und fahre rüber zur Schule. Ich treffe zuerst auf Trudie vom Girls Club und übergebe ihr die mitgebrachten wiederverschließbaren Plastikdruckknöpfe mit Zange und weiterem Zubehör, damit lassen sich knapp 800 waschbare Binden produzieren. Sie bedankt sich und erklärt mir, sie habe die Lehrer und die Eltern der Kinder bereits aufgefordert, alle Handtücher, T-Shirts und Bettzeug zu spenden, weil sie bereits in der kommenden Woche anfangen will, zu produzieren.

Auch bedankt sie sich dafür, dass ich mir den weiten Weg gemacht habe, um diese Idee mit Unterstützung durch die Muster und die Plastikverschlüsse, in Gochas umzusetzen. Auch sie sieht ihren Horizont erweitert und möchte dies gerne und schnell umsetzen. Auf meine Frage, ob sie etwas wie ein Schnittmuster benötigt, erklärt sie mir, ich kann nähen, dass mache ich schon - OK. Sie herzt mich innig und wir verabschieden uns  bis bald.


Nächster Stopp bei Gerda zur Übergabe der USB-Festplatte mit den Videos und Programmen, wie versprochen. Ich schreibe noch etwas in das Gästebuch der Schule und verabschiede mich von ihr - auch herzlich und auch bis ganz bald. Hier noch ein tolles Bild von einer der Schulwände.


Ich verabschiede mich von Madaleen und Gustav. Kaufe noch etwas beim OK Grocer ein und mache mich um kurz nach 15 Uhr auf den Weg in Richtung KTP. Gustav gab mir einen Tipp, kurz vor dem Grenzübergang, ein Guesthouse, dieses suche ich nun. Bilder von der Strecke - ja, die Scheibe ist dreckig - zu warm - zu viele Insekten.









Ich passiere Torgo's Safaris und komme am Grenzübergang an. Habe das Guesthouse nicht gefunden, also umkehren und zu Torgo's.







Ich beziehe das Haus mit der Nummer 2.





Ich bin der einzige Gast und Mariam, die Managerin, zaubert mir ein hervorragendes 3-Gänge Menü.






Wir unterhalten uns lange, ich steuere Musik bei - ein entspannter Abend. Gegen 22 Uhr geht es ins Bett.

Resümee
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Es sei mir noch erlaubt, ein Resümee zur Woche in Gochas zu ziehen. Ich hatte mir für diesen Besuch einiges vorgenommen und aufgeladen. Nicht einfach Care-Pakete abwerfen und schauen wie toll es ankommt. Sondern und ganz bewusst im Detail zu unterstützen. Dabei sind 2 Projekte entstanden, die waschbaren Binden und die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe.

Aus meiner Sicht kam das Projekt mit den waschbaren Binden viel besser an als erwartet und ich gehe von einer sehr zeitnahen Umsetzung aus. Dies hängt natürlich vom Zulauf des Materials und der Fertigkeit bei der Produktion ab. Auch das hier die Tradition bezüglich des offenem Umgangs mit dem Thema bereitwillig umgekrempelt werden soll, finde ich sowohl bemerkenswert, als auch für mich sehr motivierend weiter zu machen. Daaaaaaanke Kerstin und Nadine - ohne Euch wäre es nicht dazu gekommen.

Hilfe zur Selbsthilfe. Hier steckt sehr viel drin. Ich finde es super, wie die Themen schon teilweise in dem Fach "Live Skills" angegangen werden. Ich bin erstaunt, wie positiv die Ansätze zum Thema Englisch angenommen und auch schon teilweise angegangen wurden. Das ganze Thema rund um die Vorstellung von Jobs, über Praktika nachzudenken, diese zu arrangieren, etc. und am Ende auch Jobs zu finden und zu bekommen, steckt natürlich noch in den Kinderschuhen. Dennoch sehe ich eine hohe Bereitschaft und Verantwortung bei den Lehrern, diese Themen sehr intensiv anzugehen.

Man ist bereit die "Extra Meile" zu gehen, die Kinder und die Eltern zu motivieren, mit zu machen, um am Ende, hier in dem kleinen Örtchen den Unterschied zu vielen anderen Schulen zu generieren. Denn wenn unsere Kids besser in Englisch sind, in verschiedenen Bereichen mehr Skills aufweisen als andere, wenn die Kids mehr Selbstvertrauen ausstrahlen und sich durch Eigeninitiative weitergebracht haben, dann besteht eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt.

Natürlich gibt es auch noch sehr viel tun im Bereich der IT-Unterstützung. Wir benötigen weitere Computer, Projektoren, Lautsprecher, Video-Material und und und, um auch in diesem Bereich einen Unterschied zu machen. Die Kinder und auch die Lehrer benötigen Zugang zu anderem Material und Möglichkeiten, um weiter zu kommen. Die Bereitschaft ist deutlich spürbar, nur fehlt es teilweise noch an Talent, Verständnis, über den Tellerrand zu blicken und dadurch auch Eigeninitiative zu entwickeln.

Danke an die Unterstützer und lasst uns hier bitte weitermachen. Mit Ideen, Geldspenden, Vorbereitung von dringend benötigtem weiteren Material (Clemens), weitere Binden (Kerstin) und was Euch sonst noch so einfällt.

Tageskilometer: 213
Höchsttemperatur: 34 Grad


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